David Witzeneder blickt gerne auf seine glückliche Kindheit am Land zurück. Nach der Ausbildung zum Techniker in einer HTL wollte David die Welt bereisen und lebte anschließend in Lettland und Costa Rica. Das war für Ihn eine sehr wichtige Zeit. Mindestens genauso wichtig ist bis heute das Meditieren um fokussiert zu bleiben. David ist Imker und lebt in Andorf (OÖ) sowie Wien.
In den stylischen Wurmkisten aus Holz leben Kompostwürmer welche geruch- und geräuschlos Biomüll in wertvollen Wurmkompost umwandeln. So eine Kiste kann man in die Küche stellen und als fahrbaren Hocker verwenden. Dort fressen sie den gesamten Biomüll.
Was treibt Dich im Leben an?
Spaß an der Arbeit, Herausforderungen und ein einfaches Leben.
Wann hast Du genau dieses Projekt entdeckt?
Es hat alles damals angefangen wie ich nach Wien gezogen bin zum Studieren. Ich war entsetzt von der Tatsache, dass Biomüll in den Restmüll landet. Mir ist es wichtig in kleinen Kreisläufen zu arbeiten wie es auch in der Biolandwirtschaft im Optimalfall praktiziert wird und da war mir einfach der Biomüll im Restmüll ein Dorn im Auge. Durch einen Mittagsschlaf bin ich dann auf eine Wurmkiste gekommen. Die Idee gibt es schon seit über 25 Jahren doch ich habe sie für mich neu entdeckt und war voll begeistert. Es dauerte keine Woche und die erste Wurmkiste war gebaut 🙂
Wieviel Leidenschaft und persönlicher Begeisterung steckt in der Wurmkiste?
Es ist mein Baby. Das ist natürlich auf der einen Seite gut, weil man viel Leidenschaft und Liebe hineinsteckt. Jedoch manchmal kann es auch zu viel werden. Des Öfteren ist es dann präsent beim Essen mit der Familie, beim Fortgehen mit Freunden und in meinem Kopf. Da ist es wichtig auch Abstand zu bekommen. Sport und Ausflüge zu machen. Ein unausgeglichener Geist kann nicht fokussiert arbeiten.
Hat es dafür einen bestimmten Auslöser bzw. Grund gegeben?
Biomüll im Restmüll zu akzeptieren ist eine moralische Frage. Er gehört einfach dort nicht hin und Menschen die eine Wurmkiste haben sind auch begeistert von ihren neuen Haustieren. Bei mir kam anschließend die Erkenntnis, dass ich weiß wie man Wurmkisten baut, wie man gesunde Würmer sicherstellen kann und wie man es optimal präsentiert damit die Menschen lange eine Freude daran haben. Auf einmal war ich “Wurmkisten David” und bin auch happy darüber.
Die Wurmkiste ist ja auch Teil von Kreislaufwirtschaft. Wie wichtig ist dieses Thema für den urbanen Raum?
Der urbane Raum bekommt praktisch alle Ressourcen von außen. Autarkie gibt es keine. Ob bei den Lebensmittel, Energie oder Wasser. Da wird es natürlich immer wichtiger unabhängige Kreisläufe zu bilden. Dass Wien alle Lebensmittel nicht selbst produzieren wird ist mir schon klar. Doch in Havanna klappt es ganz gut. Eine andere Motivation steckt bei den Kubanern dahinter aber technisch wäre es möglich und das ist wichtig.
Was sind denn das so die größten Ängste, Zweifel die dir begegnen?
“Stinkt das nicht?” ist wahrscheinlich Frage Nummer 1 gefolgt von “Stell dir vor alle Würmer kommen raus und sind in der Küche”. Bei beidem kann ich Entwarnung geben 🙂
Wie schauen mögliche Entwicklungsstufen aus? Wie schauen deine nächsten Schritte aus?
Ich bin derzeit im Prozess hineinzufühlen was optimal für uns ist. Auf der einen Seite möchten wir das Thema Wurmkompostierung Menschen näherbringen, was Wachstum bedeutet und anderseits möchten wir nicht in diese marktüblichen Abhängigkeiten fallen wie Kredite, Verkaufsprognosen für die nächsten 5 Jahren einhalten zu müssen, eine Werbeagentur beauftragen,… . Wahrscheinlich wird es ein Spagat werden müssen.
Welchen Stellenwert nimmt das Themenfeld Entrepreneurship bei Dir ein?
Es ist an sich ganz spannend doch interessieren mich das Arbeiten mit Holz und das Züchten von Würmern mehr als Bücher zu LEAN-Start-Ups zu lesen.
Was würde der Welt abgehen, wenn es euch nicht geben würde?
Stylische Wurmkisten die auch als Sitzhocker funktionieren 🙂
Wo findest Du den Raum um Deine Leidenschaft ausleben zu können?
Meistens in der Nacht, wenn ich alleine in der Werkstatt bin und an neuen Prototypen bauen kann, Versuche mit dem Wurmkompost anstelle oder mit Ideen herumspiele. Das ganze Gepiepes und Geblinke untertags, wenn Mails zum Beantworten sind und Fragen auftauchen lässt keinen Raum für die Leidenschaft.
Worauf verzichtest Du, um Deine Leidenschaft ausleben zu können?
Oftmals auf das Treffen mit Freunden oder einen gemütlichen Abend mit meiner Freundin. Es hält sich alles jedoch im Rahmen. Was mir auch viel Zeit erspart und mir eigentlich gar nicht abgeht ist Alkohol zu trinken. Sonntag Früh ist eine gute Zeit.
Was ist eigentlich das Schönste bei Deiner Arbeit?
Das Schönste ist natürlich schwierig herauszupicken. An einem ökologisch sinnvollen Produkt zu arbeiten und die immense Lernkurve die ich seit dem Start erfahren habe sind die beiden schönsten Aspekte meiner Arbeit.
Wer baut Dich auf, wenn es einmal nicht so klappt?
Ganz klar meine Freunde. Ich bin sehr dankbar dafür.
Wohin wird Dich deine Arbeit noch bringen? Gibt es noch geheime Projekte?
In den Kompostwürmern steckt so viel Potential um gleich mehrere ökologische Probleme unserer Zeit zu lösen und irgendwie fühle ich mich bereit mit ihnen gemeinsam ihre “Talente” für die Umwelt zu nutzen. Würmer können nicht nur Biomüll zu hochwertigen Humus umwandeln, sondern auch kontaminierte Böden reinigen. In diese Richtung wird es auch gehen.
Wie gelingt es Dir Menschen für Deine Themen zu begeistern?
Das Potential der Würmer begeistert an sich schon. Wenn jeder Mensch 1000 Würmer in einer Wurmkiste hätte gebe es keinen Biomüll mehr und alleine diese Idee fasziniert schon mal. Und außerdem sind es feine pflegeleichte Haustiere.
Was sagen eigentlich Deine Freunde, Dein Umfeld, Deine Familien zu diesem Engagement?
Sie finden es ganz gut und fiebern richtig mit. Falls mal Not am Mann ist helfen sie auch gerne mal mit und das zeigt, dass sie auch begeistert sind.
Hast Du Tipps für unsere LeserInnen?
Eine ¼ h Spazieren in der Früh und ein paar ruhige Minuten sollten sich immer ausgehen im Tagesablauf einzubauen. Der Tag gewinnt immens an Qualität.
Hast Du einen Wunsch?
Dass viel mehr Menschen ihre Leidenschaft entdecken und diese auch leben. Es wäre zu schade Geld und Verpflichtungen nachzulaufen. Ein einfaches zufriedenes Leben mit einer spannenden Arbeit hat Qualität 🙂
Hast Du für unsere LeserInnen eine Buchempfehlung, einen Web Tipp, einen Tipp für einen inspirierenden Platz, …?
Einen Vipassana-Meditationskurs (www.dhamma.org) zu besuchen.
Wen sollten wir noch für „way to passion“ interviewen?
Raphael Kolic, Autor des Buches Achtsame Selbsthypnose
Hannah Kordes von Raumwagon
Peter Patak von Regionalis