Die Tochter einer Uni-Dozentin für Textilkunst in der Ukraine versorgte ihre Puppen und später auch sich selbst mit eigenhändig genähten Kreationen. Oksana Stavrou studierte Jus und arbeitete erfolgreich in einem österreichischen Versicherungskonzern. Während der Karenzzeit mit ihren zwei Töchtern und inspiriert durch ein gleichzeitig absolviertes MBA-Studium meldete sich aber ihre Leidenschaft fürs Designen wieder. Und weil es keine wirklich praktische Regenbekleidung für Citybiker gab, erfand sie diese.

Welche Leidenschaft treibt dich an?

Meine Leidenschaft hat mehrere Gesichter, sie ist mehr ein Charaktermerkmal als ein Objekt. Ich bin leidenschaftlich in jeder Beschäftigung, der ich nachgehe, ob das Designen neuer Regenprodukte, Eislaufen oder Spielen mit meinen Kindern ist. Insofern ist Leidenschaft für mich weniger „was“ sondern „wie“: Wie ich meine Pläne umsetze und meine Werte verteidige. Das ist eine Hingabe und der Wunsch, hier und jetzt bewusst zu erleben

Wie bist du auf genau dieses Produkt gekommen?

Nicht ich zu ihm, sondern RAINCOMBI ist zu mir gekommen, besser gesagt – mir erschienen. Mein Mann radelt täglich das letzte Wegstück zur Arbeit und bat mich irgendwann, einen Regenschutz für ihn zu besorgen. Das gekaufte Poncho war untauglich, auch eine Hose-Jacke-Kombination kam nicht in Frage – zu mühsam anzuziehen und mitzuschleppen. Ich dachte sofort an einen leichten Einteiler, der mit drei Reißverschlüssen ohne Schuhe ausziehen regendicht wird. Und war sehr überrascht, dass er nicht existierte! So habe ich RAINCOMBI selber entwickelt.

Wann hast du deine Leidenschaft für Outdoorbekleidung entdeckt?

Vor circa 4 Jahren habe ich angefangen, den RAINCOMBI Regenoverall für Radfahrer zu designen. Das war ein langer Weg, bis der RAINCOMBI produktionsreif war. Dabei habe ich nicht nur neue Eigenschaften und Fertigkeit in mir entdeckt, sondern auch die Zufriedenheit, welche mir diese Tätigkeit bringt. Wie von alleine sind da weitere Ideen für neue Outdoorprodukte entstanden, an denen ich jetzt arbeite.

Wann hast du deine Leidenschaft für´s Unternehmertun entdeckt?

RAINCOMBI, Outdoorbekleidung und Unternehmertum sind für mich Hand-in-Hand gekommen, so als All-in-One-Pack. Ich war damals in Karenz und habe gerade mein MBA-Studium fast fertig gemacht. Vor mir standen die Rückkehr zu meinem Juristenjob und das Gefühl, dass ich etwas Neues ausprobieren muss, und zwar jetzt oder nie. So habe ich meinen früheren Job gekündigt, eine GmbH gegründet, Patent angemeldet etc.

Wie hat deine Leidenschaft dein Leben verändert?

Kardinal. Wenn man bedenkt, dass wir etwa 2/3 unserer täglichen Zeit beim Arbeiten verbringen (abzüglich Schaf, Essen, Pflege usw.), dann ist jede Veränderung im Beruf eine gravierende. Für mich hat sich berufsmäßig alles verändert: Arbeitsplatz samt Arbeitsweg und –Zeiten, Dresscode, Menschen, mit denen ich arbeite, ihre Einstellungen und Verhaltensmuster. Das ist eine komplett andere Welt, in der ich jetzt lebe. Und mit dieser Welt kann ich mich voll identifizieren – das ist vielleicht die größte Veränderung.

Wo findest du den Raum um deine Leidenschaft ausleben zu können?

Ich muss mich manchmal zwingen, meine Leidenschaft nicht auszuleben. Zum Beispiel wenn mich kurz vor dem Einschlafen eine geniale Idee besucht und wenn ich sie sofort weiter denken möchte. Manchmal braucht die Leidenschaft ihre Grenzen, und manchmal entpuppt sich so mancher abendlicher Geistesblitz am nächsten Morgen als wahre Schnapsidee.

Worauf verzichtest du, um deine Leidenschaft ausleben zu können?

Auf andere Leidenschaften. So ist es nun mal, dass wir Prioritäten setzten müssen. Grundsätzlich geht es für mich um die knappste Ressource – Zeit, die ich unter meinen Leidenschaften „gerecht“ verteilen muss.

Könntest du dir vorstellen, davon einmal zu leben?

Ich könnte mir umgekehrt nicht vorstellen, davon einmal nicht leben zu können. Beruflich treibt mich sehr stark der Wunsch, was Nützliches und Gutes zu bewirken. Und gerade im unternehmerischen Bereich ist der unternehmerische Erfolg mitunter ein Maß dafür, wie nützlich deine Tätigkeit für die anderen ist.

Was ist eigentlich das Schönste bei deiner Arbeit?

Das Schönste ist, dass ich mich zu 100% mit meiner Arbeit identifiziere, und dieses Gefühl, die richtige Sache zu tun, selbst wenn nicht alles wie erwartet läuft.

Gibt es noch unentdeckte Leidenschaften bei dir?

Sicher! Um diese neue Leidenschaft zu entdecken, muss ich aber das entsprechende Handwerk erlernen. Leidenschaft und Meisterschaft ist wie Huhn und Ei – unmöglich zu sagen, was als Erstes war. Ich mag nicht kochen, kann es auch nicht gut. Deswegen überlege ich mir einen guten Kochkurs zu besuchen. Ich vermute in mir nämlich eine leidenschaftliche Starköchin, muss mir aber das Wissen und Können noch aneignen. Und mit dem kommt vielleicht auch die Leidenschaft.

Was sagt eigentlich deine Freunde, deine Familie zu deiner Initiative?

Meine Familie bemüht sich sehr, mich zu unterstützen, und dafür bin ich ihr sehr dankbar. Mein Mann hilft mir auch logistisch, wenn es um Organisation der externen Termine bzw. Kinderbetreuung geht. Geschäftlichen Themen werden jedoch fast nicht berührt, und das ist sicher gut für den Familienfrieden.

Gibt es einen Tipp den du unseren Lesern mitgeben möchtest?

Wenn du nicht alles tun kannst, tu das, was du kannst.

www.raincombi.at