Gerald Babel-Sutter ist ein passionierter Changemaker. Der geborene Wiener hat in vielen Städten dieser Welt gelebt und gearbeitet. Seit 2014 organisiert er von Graz aus Europas größte Konferenz für nachhaltige Städte – die URBAN FUTURE global conference. Als Gründer und CEO der UFGC GmbH ist er dabei für die komplette Programmentwicklung, sowie den Aufbau eines Partnernetzwerkes aus heute mehr als 50 Organisationen, u.a. Weltbank, EU Kommission, Eurocities, C40, CDP und weiteren verantwortlich.

Davor hat Gerald Veränderungsprozesse für diverse Firmen in Deutschland, den USA, Indien und China initiiert und begleitet, darunter McKinsey & Company, DHL, Deutsche Post, Steiner Optik oder Thyssen Aufzüge. Studiert hat Gerald an der Karl-Franzens-Universität Graz, der Montclair State University, der NYU, der Columbia University, sowie der Harvard Business School in den USA. Gerald ist verheiratet hat 4 Kinder (bzw. 3 und bald ein viertes, er ist begeisterter Sänger und kocht gerne indisch.

Die URBAN FUTURE global conference ist Europas größte Konferenz für nachhaltige Städte und das weltweitgrößte Treffen für CityChanger – Menschen die ihre Städte mit Leidenschaft und Engagement nachhaltiger machen.

URBAN FUTURE global conference
28.2. – 2.3.2018 in Wien | 22. – 24.5.2019 in Oslo

Was treibt Dich im Leben an?

Ich finde die Vorstellung großartig, dass einzelne Personen tatsächlich etwas bewegen können. In so vielen Fällen hat es nämlich wirklich nur eine wirklich leidenschaftliche Person gebraucht, um Wandel zu starten und z.B. das Nachhaltigkeits-Feuer in einer Stadt zu entfachen. Meine Aufgabe diese inspirierenden Menschen miteinander zu vernetzen macht mir unglaublichen Spaß.

Was mich grundsätzlich besonders fasziniert, ist der Moment des Tuns und des Wandels: Viele reden, machen Pläne und Strategie. Aber leider viel zu Wenige kommen ins Tun. Aber genau darin liegt der Knackpunkt: Wie werden Städte nachhaltiger? Wer trägt dazu bei und welche Hebel müssen in Gang gesetzt werden, damit Veränderung auch tatsächlich passiert?

Was macht Dich so ganz persönlich aus?

Ich würde mal sagen, ich liebe das Tun: überlegen, Ziel setzen und los. Wenn ich mich beschreiben müsste, würde ich sagen, dass ich ziemlich innovativ bin, meist optimistisch und ein ganz klein wenig stur. Ich habe große Visionen und lasse mich bei deren Realisierung nur von ganz wenigen Dingen abhalten. Wenn mich jemand wirklich nerven will bzw. Lust auf viele „blöde“ Fragen hat, dann gibt er mir auf eine Frage die Antwort „weil wir das schon immer so gemacht haben“.

So eine große Konferenz macht man ja nicht so ganz spontan. Was waren und sind denn die Gründe für eine Konferenz dieser Art?

Also geplant war das nicht. Die URBAN FUTURE hat sich aus einer Idee entwickelt und wir hatten damals nicht im Traum daran gedacht, dass wir damit derartig viele Menschen ansprechen. Wir hatten vor der UFGC eine Konferenz zum Thema Elektromobilität organisiert und dabei voller Entsetzen festgestellt, dass es in Deutschland – nur wenige Kilometer voneinander entfernt – mehrere Städte gab, die zu dem Thema Elektromobilität genau dieselben Herausforderungen hatten, ja dieselben Forschungsprojekte beauftragt hatten, sich aber noch nie dazu ausgetauscht, ja noch nicht mal davon gewusst hatten. Das konnte doch nicht sein! Ich dachte mir, hier müssen wir ansetzen! Wir müssen die Leute zusammenbringen, die ihre Städte heute schon in Richtung Nachhaltigkeit verändern: dann aber einen offenen Austausch darüber ermöglichen, was funktioniert und vor allem was nicht. Nur wenn wir dieses Wissen offen teilen, werden wir es schaffen, die Geschwindigkeit des notwendigen Wandels zu erhöhen. Das war die „Geburtsstunde“ der URBAN FUTURE – und nach nur zwei Ausgaben ist sie nun die größte Veranstaltung ihrer Art in Europa.

Warum das Thema Urbanität?

Mehr als die Hälfte der Menschen lebt in Städten, ein Großteil aller Ressourcen wird hier verbraucht und das enorme Bevölkerungswachstum der nächsten Jahrzehnte findet fast ausschließlich in Städten statt: daher haben Veränderungen in Städten den größten Impact.

Was verbindest Du ganz persönlich mit Leben in der Stadt?

Innovation und Inspiration.
Für mich ist es extrem inspirierend zu sehen, wie immer wieder auf engstem Raum so viel innovative Dinge entstehen, einfach weil in der Stadt die unterschiedlichsten Kulturen, Lebensarten und Persönlichkeiten aufeinandertreffen.

Wie wird die Stadt der Zukunft ausschauen?

Wie die Stadt der Zukunft ausschauen wird, ist schlussendlich unsere Entscheidung. Also die Entscheidung eines jeden einzelnen. Entweder es wird eine Fortschreibung des Status Quo – dann leben wir in noch stärker verschmutzten und sozial polarisierenden Städten – oder wir schaffen eine Alternative dazu. Daran arbeite ich und viele 10.000’e CityChanger auf der Welt.

Hast Du eine Lieblingsstadt?

Nein. Ich habe viele!
Will ich z.B. Kunst & Kultur genießen, ab nach New York; will ich meinen Kindern die Notwendigkeit meine Arbeit näherbringen, würde ich Ihnen Nairobi zeigen; ein romantisches Wochenende mit meiner Frau, verbringe ich in Helsinki; wenn ich mehr darüber lernen will wie Kooperationen zw. unterschiedliche urbanen Playern funktionieren kann, fahre ich nach Rotterdam; wenn ich sehen will wie Veränderung in Richtung Nachhaltigkeit gelingen kann, besuche ich die ehemalige Industriestadt Essen – das European Green Capital 2017. In meiner Heimatstadt Graz genieße ich die kurzen Wege, und als geborener Wiener der in der ganzen Welt unterwegs war, habe ich die Lebensqualität Wiens definitiv zu schätzen gelernt!

Gerald Babel-Sutter 7sw © Lupi Spuma

Gibt’s Plätze in Städten die Dir besonders wichtig sind?

Ich liebe die kleinen Ruheoasen in Städten, die Parks und die verwunschenen Innenhöfe. Dort sieht man wie die Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammenkommen und sich alles ein wenig entschleunigt. Was ich an Städten noch besonders mag, sind Märkte: sie sind ein wunderbares Eldorado an Kreativität, kraftvollem Leben, Vielfältigkeit und Akzeptanz. Wo auch immer ich bin, versuche ich über Märkte zu schlendern und ihre Atmosphäre aufzusaugen.

Wer wird an der Konferenz alles teilnehmen? Was sind das für Menschen?

Das Besondere an der URBAN FUTURE sind ja die Menschen die daran teilnehmen. Es sind allesamt CityChanger. Menschen die ihre Städte mit ganz viel Engagement und Leidenschaft verändern und damit nachhaltiger und lebenswerter machen. Egal woher, egal welche Hierarchieebene, egal welcher Background: Bürgermeister, Architekten, Stadtplaner, VertreterInnen von NGOs, großen Unternehmen oder flinken Start-Ups. Sie eint die Leidenschaft für eine nachhaltige Zukunft unserer Städte.

Wenn die Konferenz vorbei ist, was soll übrigbleiben? Welchen Impact soll diese Konferenz hinterlassen?

Die Konferenz ermöglicht persönliche Begegnungen. Diese Begegnungen beeinflussen nicht nur das Erscheinungsbild unserer Städte in der Zukunft, sondern auch das Leben der Bewohner dieser Städte. Ich bin davon überzeugt, dass wir einen riesigen Impact erzielen können, der das Leben von vielen Menschen langfristig positiv verändert. Jeder einzelne Teilnehmer nimmt einen riesigen Rucksack an Ideen und Inspiration mit nach Hause: und jeder einzelne kann in seiner Stadt auch etwas Großartiges verändern.

Gibt’s Highlights bei der Konferenz die uns schon jetzt verraten kannst?

Ja, natürlich gibt’s die. Ich freue mich riesig auf die weltweit erste Cities FuckUp Night. Change Maker aus unterschiedlichsten Städten erzählen dabei von ihren beruflichen Misserfolgen und brechen dadurch das Tabu des Scheiterns. Wir übertragen dieses Format jetzt erstmals auf den öffentlichen Sektor und wollen so zu einer neuen Lernkultur beitragen, die Fehler nicht nur erlaubt, sondern als Katalysatoren für eine Weiterentwicklung sieht. Es hilft nichts, immer nur über die „Sunny Side“ zu sprechen. Man muss auch mal ehrlich ansprechen was nicht funktioniert. An diese Stelle einen großen Dank auch an dich Reinhard, für die Bekräftigung das Thema in dieser Form anzugehen.

Bist Du ein mutiger Mensch?

🙂 Ja, das bin ich auf jeden Fall. Denn ohne Mut, findet Veränderung niemals statt.

Gibt´s von Dir noch geheime Projekte die irgendwo in einer Schublade versteckt sind?

Ja die gibt’s tatsächlich. Ich hab’ in meiner Arbeit mit Speakern bemerkt, dass es eine Menge Menschen gibt, die viel zu sagen hätten, denen aber einfach die Basics fehlen, damit ihre Botschaft auch wirklich bei den Zuhörern ankommt. Dazu habe ich ‚Coach my Speakers’ entwickelt. Im Moment fehlt mir aber schlichtweg die Zeit, das schneller voranzutreiben.

Was würde der Welt abgehen, wenn es Dich nicht geben würde?

Ich würde mal sagen, das hängt stark davon ab, wen Du fragst 😉 Das reicht dann von „ein Mensch“ oder „4 Kinder“ über „eine einmalige Vernetzungsplattform für Veränderer“ bis hin zu „sturer Typ, der gerne die unangenehmen Fragen stellt“ und natürlich einem begeisterten Koch.

Wer baut Dich auf, wenn es einmal nicht so klappt?

Das ist meine wundervolle Frau Elke! Wir durchleben nicht nur alle privaten Highlights zusammen – aktuell erwarten wir übrigens gerade Familienzuwachs (es könnte jeden Moment soweit sein) – sondern auch alle beruflichen, da Elke ein ganz wichtiger Teil der Urban Future Family ist 🙂 . Sie nimmt die Dinge aus einem anderen Blickwinkel wahr als ich und das ist oft Gold wert.

Was sagen eigentlich Deine Freunde, Dein Umfeld, Deine Familie zu diesem Engagement?

Als ich mich mit der URBAN FUTURE selbstständig machen wollte, ist das schon auf einiges an Unverständnis gestoßen. Aber die kennen mich ja schon länger und wussten, wenn ich mir etwas in den Kopf setze, dann muss es einfach sein.

Hast Du für unsere LeserInnen eine Buchempfehlung, einen webtipp, einen Tipp für einen inspirierenden Platz, …?

Buch: „10 Milliarden“ von Stephen Emmott

citychangers Hier findet ihr Geschichten über Menschen die ihre Städte in Richtung Nachhaltigkeit verändern.

Wen sollten wir noch für „way to passion“ interviewen?

Da würden mir wirklich viele aus dem urbanen Bereich einfallen. Aber was mal eine wirklich coole Story ist: Rajendra Singh – ‚Waterman of India’ – der Mann, der sich im Alleingang dazu verschrieben hat, den Ganges zu reinigen – den am schlimmsten verschmutzten Fluss der Welt. Den kannst du übrigens auch auf der Konferenz treffen.

 

Fotocredits:
Gerald in the City, © UFGC Lupi Spuma
Gerald Portrait © UFGC Lupi Spuma