Barbara Inmann ist Geschäftsführerin des Impact Hub Vienna, einer globalen Community aus GründerInnen, InvestorInnen, Kreativschaffenden, etablierten Unternehmen und NGOs, die 2010 in Wien gegründet wurde. Ziel ist es durch unternehmerisches Handeln Lösungen für die globalen Herausforderungen unserer Zeit zu entwickeln. Über die Jahre entwickelte sich das Impact Hub Vienna zu einer der wichtigsten Unterstützungsplattformen für Social Entrepreneurs in Österreich und Umgebung. Heute zählt die Impact Hub Vienna Community 1.000+ InnovatorInnen, ExpertInnen und PartnerInnen in Wien (eingebettet in eine globales Netzwerk von 20.000+ Personen und 100 Standorten weltweit). Das Impact Hub Vienna bietet 1.650 m2 offene und innovative Arbeitsfläche und hosted jährlich Veranstaltungen, Meetings und Workshops für rund 15.000 Personen. Das Impact Hub Vienna unterstützte bis 2020 450+ Social Ventures durch Acceleration Programme in ihrem Wachstum.
Durch Barbara’s Arbeit in unterschiedlichen Sektoren und Branchen ist es Ihre Vision die vorhandenden Silos aufzubrechen, Brücken zu bauen und diverse Interessensgruppen zusammen zu bringen. Mit dem Ziel, gemeinsam innovative und nachhaltige Lösungen für die gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit zu implementieren. Sie ist überzeugt, dass es für die Lösung der sozialen, ökologischen und gesellschaftlichen Probleme Zusammenarbeit, Kreativität und Innovation braucht und eine Beteiligung von Vertretern aus Wirtschaft, Öffentlichem Sektor, Zivilgesellschaft und Wissenschaft unumgänglich ist.
Was bedeutet die Corona Krise für dich ganz persönlich?
Ich glaube mir wird in dieser Zeit noch bewusster wie privilegiert ich bin. In Österreich lebend, mit einem gut ausgestatteten Gesundheits- und funktionierendem Staatssystem. In einem positiven Umfeld mit sehr lieben und spannenden Menschen um mich herum (auch wenn zur Zeit hauptsächlich online). Mit einem tollen Team und einer spannenden Community, mit denen es Spaß macht gemeinsam das Business neu zu denken und zu überlegen was es gesellschaftlich jetzt und auch in Zukunft braucht.
Durch meinen familiären Bezug zu Indien und Uganda sowie vielen Geschichten von Freunden aus der ganzen Welt, bin ich grad sehr dankbar wie gut es mir und uns hier geht. Gleichzeitig mach ich mir Sorgen, was an anderen Orten passiert und überlege, was es braucht um diese Krise gut zu überstehen und auch was ich tun kann, um für eine größere Gerechtigkeit und bessere Verteilung einzutreten.
Ich sehe durch unterschiedlichste Gespräche und viel Lesen und Schauen von Nachrichten auf wie vielen Ebenen diese Pandemie Auswirkungen hat: physisch, psychisch, ökonomisch und gesellschaftlich. Ich denke viel darüber nach, was sich durch diese Krise ändern wird und abhängig von meiner Tagesverfassung sehe ich das positiver: mehr Solidarität, Verständnis welche Berufe für die Gesellschaft relevant sind und deren Aufwertung, Neu-Denken der Wirtschaft mit mehr Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit, neue Möglichkeiten für Dekarbonisierung und Lösungen für Klimawandel oder negativer: mehr Ungleichheit, Arme werden noch Ärmer, Ausnutzung des Systems, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrise.
Inwieweit beeinflusst die Krise Deinen Job?
Als Impact Hub Vienna sind wir stark von der Krise betroffen, da ein Teil unseres Geschäftsmodells auf Co-Working und Veranstaltungsgeschäft basiert und beides zur Zeit gestoppt ist. Zusätzlich ist eines unserer Ziele Personen zusammenbringen, um gemeinsam an Lösungen für eine gerechte und nachhaltige Welt zu arbeiten. In unseren Accelerate-Programmen bieten wir normalerweise viele Veranstaltungen, Workshops und Treffen an. Mit vereinten Kräften und einer tollen Zusammenarbeit im Team haben wir es geschafft Community Formate online zu stellen und alle laufenden und beginnenden Programme online abzuwickeln. Dafür bin ich unserem Team und auch all unseren Partnern, die das unterstützt haben, sehr dankbar.
Mein Job als Geschäftsführerin ist sicher durch diese Krise auch noch mal herausfordernder geworden. Es geht darum in sehr unsicheren Zeiten Schritt für Schritt die richtigen Entscheidungen zu treffen, Liquidität zu sichern, gute Wege zur Teamzusammenarbeit online zu finden, in Kontakt zu bleiben und neue Geschäftsmöglichkeiten zu entwickeln. Auch hier bin ich froh, tolle Personen im Team und der Impact Community an meiner Seite zu haben, die mich hier unterstützen, mit denen ich mich austauschen kann, die ähnliche Themen und Fragen haben. „Danke an euch alle, ihr wisst, wer ihr seid.“
Was vermisst Du gerade besonders?
Auf was ich mich freue ist ein gemütliches Bierchen mit lieben Menschen in einem Schanigarten oder am Donaukanal, ein Brunch mit Auserwählten in der wieder eröffneten Vollpension, eine Shades Tour mit jemanden, den ich schon lang nicht mehr gesehen habe, ein physisches Team-Treffen, und Menschen wieder live zu sehen und umarmen zu können.
Ich muss allerdings zugeben, dass ich das Glück habe, dass mein (normal in Deutschland lebender) Partner in Wien war, als die Quarantäne anfing und wir grad auch den Luxus genießen so lange Zeit am Stück zusammen zu sein.
Wie gestaltest Du Deinen Tag?
Mein Arbeitstag läuft ähnlich ab wie vorher, mit Ausnahme, dass ich statt in die Arbeit zu fahren, mich ins Wohnzimmer setze und alle physischen Meetings jetzt online sind, was bedeutet, dass meine Zeit vor dem Computer drastisch gestiegen ist. Generell haben wir unsere Wohnung ein bissi zum Co-Working Space gemacht. Es gibt ein Zimmer für konzentriertes Arbeiten, in der Küche ist Relax-Zone, am Esstisch open Co-Working und auf der Couch mein Lieblingsarbeitsplatz zum Denken und Entwickeln.
Ansonsten lese ich viel, mache lange Spaziergänge, hin und wieder Yoga, koche und backe mehr, telefoniere öfter auch mit Personen, die ich schon lange nicht mehr gehört habe, hab Online Meetings inkl. Online Spiele-Abende mit Freunden und verbringe Qualitätszeit mit meinem Partner.
Wie wird das Leben nach Corona für Dich ausschauen?
Vielleicht ist die Frage eher wie wird das Leben mit Corona aussehen, weil ich nicht glaube, dass das Virus so bald verschwinden wird. Ich denke allerdings das wir zu einer neuen Normalität finden werden. Für mich persönlich wird sich in einem ersten Schritt nicht so viel ändern, für die Gesellschaft kann diese Krise allerdings große Auswirkungen haben.
Welche Entwicklungen werden sich dadurch beschleunigen? In der Gesellschaft? In der Wirtschaft?
Was für mich spannende Entwicklungen sind:
• zu sehen, dass vieles möglich ist (v.a. auch interessant in Bezug auf die Förder- und Klimapolitik)
• die Diskussion über die Wertigkeit und Relevanz von Berufen
• die Erklärungen von Solidarität
• neue Formen des Arbeitens in Zusammenhang mit Digitalisierung
Was mich zum Denken bringt und manchmal wach hält:
• der Rückzug zu nationalem und autoritärem Denken
• die Verstärkung der Ungleichheit, da wirtschaftlich Schwächere, stärker von den Auswirkungen betroffen sind
• die Schließung der Grenzen
• das Thema Überwachung
Wünschen und hoffen würde ich, dass wir aus der Krise lernen und wir gemeinsam ein System schaffen, dass für alle Menschen gut funktioniert. Dass wir relevante und bis jetzt wenig wertgeschätzte Berufe aufwerten. Dass wir Lösungen für die Dekarbonisierung und den Klimawandel finden und diese auch umsetzen. Dass wir zu einem gerechteren Wirtschaftssystem finden. Eine inklusivere Gesellschaft leben und dass wir auf unsere Mitmenschen schauen auch über die Grenzen hinweg.
Kannst Du anderen mit Deiner Expertise helfen?
Ich helf gern, wo ich helfen kann. Sei das beruflich, wenn sich jemand für soziale und ökologische Innovation interessiert oder persönlich mit einem Gespräch, durch Einkaufen gehen oder ähnliches. Ich glaub wichtig ist, dass wir uns im Kleinen wie im Großen unterstützen.
Ein persönlicher Tipp.
What day is it? It’s today. Oh my favorite day. – Winnie, the Pooh
Und wenn ihr was Gutes tun wollt, weil Gutes tun bekanntlich hilft sich besser zu fühlen, spendet für die am stärksten betroffenen Impact Hub Mitglieder: Impact Hub Vienna -COVID-19 Solidarity Fund ODER kauft Gutscheine, bestellt, spendet an eine der Organisationen auf dieser Seite: way to passion hilft