Carina Frischauf ist Mostviertlerin und wohnt in Melk. Zu den wichtigsten Stationen zählt für Carina sicher die Zeit in Wien. Sie hat an der BOKU studiert und ist dann nach 7 Jahren wieder nach Niederösterreich gezogen. Die letzte große Station war am FH-Campus in Wieselburg, wo sie einen besonderen „Spirit“ erfahren durfte und lernen konnte, was es heißt zu lehren und Studierende zu begleiten. Und das hat ihr große Freude bereitet!

Bei der „Genusskultur Manufaktur“ handelt es sich um eine Vortragsreihe zum Thema essbare Wildpflanzen. Carina hilft dir dabei, deine Leidenschaft für essbare Wildpflanzen zu erwecken, sie in der Natur zu finden und kreativ in der Küche zu verwenden.

Was treibt Dich im Leben an?

Die Natur, die Mitmenschen und meine positive Einstellung zum Leben. Denn egal, was passiert: alles im Leben hat eine positive Seite, eine realistische positive Seite.

Was macht die Genusskultur Manufaktur?

Wissensvermittlung im Rahmen der Kräuterpädagogik für Klein und Groß, Outdoor, Indoor und online. Gerade in jetziger Zeit möchte ich den Bezug zur Natur verstärkt vermitteln. Das geht einerseits übers Essen, aber auch über einfache Erklärungen von scheinbar komplexen Zusammenhängen. Man muss nicht viele Pflanzen kennen, um in der Küche loszulegen. Mit essbaren Pflanzenteilen nur einer Pflanze und vier Grundrohstoffen (z. B. Salz, Zucker, Essig und Öl) lässt sich eine Vielfalt herstellen. Wenn man „Angst“ vor den Bärlauchblattln hat kann man ja mal mit der Blüte, die essbar ist starten. Das versuche ich zu vermitteln in meinen Vorträgen. Bis jetzt wurden gerne Kräuterküche Ruck Zuck, die Kräuterspaziergänge und Wilder Genuss – Spaziergang im eigenen Garten nachgefragt. Bis zum Ende des Jahres 2021 wird noch ausgebaut. Im Jänner 2022 starte ich nun vollständig hauptberuflich mit meinen Vorträgen, sowie im Bereich Food Styling via Social Media um hier auf meine Vorträge aufmerksam zu machen.


Warum Wildkräuter?

Wildkräuter versorgen uns, sind überall zu finden und schmecken wunderbar. Sie enthalten sekundäre Pflanzenstoffe, zum Beispiel ätherisches Öl. Das sind flüchtige Substanzen, die ein Vielstoffgemisch darstellen. Bis zu 1000 oder mehr verschiedene Substanzen können in so einem ätherischen Öl vorhanden sein. Auch Blüten können ätherisches Öl enthalten, Weißdornblüten zum Beispiel. Sie sind der Pflanze dienlich um Insekten und Schädlinge abzuwehren. Das Wildpflanzenwissen ist auch „altes Wissen“, welches jetzt wieder neu entdeckt wird. Volkstümliche Literatur beschreibt sehr viel, was auch die Wissenschaft erforscht. Hier die Brücke zu schlagen finde ich sehr wichtig.

Aber was ich eigentlich sagen möchte ist, dass die Natur unser Anker im Leben ist. Immer. Sie ist immer da und gibt uns Erholung und nährt uns. Es ist sehr spannend zu sehen, wie sich Menschen in Krisenzeiten verstärkt für die Natur, die nächste Umgebung interessieren, gerade jetzt auch wieder. Ja es geht vielen das Meer ab, das Reisen, mir auch. Aber die wahre Reise zeigt uns die Natur, nämlich zu uns selbst. Deshalb Wildkräuter.

Wie ist es dazu gekommen?

Das klingt für manche jetzt vielleicht kitschig oder übertrieben, weil es so oft an dieser Stelle gesagt wird, eine Standardaussage ist. Aber ich bin schon als Kind in der Wiese mit dem Mikroskop gesessen und wollte wissen wie viele Zungenblüten (das sind die weißen Blütenblätter) das Gänseblümchen hat, wie es im Mikroskop aussieht und wie es schmeckt. In meiner Familie beschäftigt sich keiner näher damit, aber einige haben und hatten einen grünen Daumen, vor allem die Omas. Daher kommt ganz bestimmt meine große Leidenschaft. Und meinen Forschergeist den hatte ich immer schon. Neue Dinge auszuprobieren, Dinge zu entdecken und – ganz wichtig – zu riechen, erfühlen, und natürlich kosten, wenn´s essbar ist. Das hab ich mir, seit meiner Kindheit gut „konserviert“.

Was macht deine „neue“ Herausforderung so besonders?

Ich versuche einen ganzheitlichen Ansatz zu bieten. Viele Pflanzen muss man erspüren und erfühlen. Blätter sind sehr unterschiedlich in ihrer Struktur: leicht samtig wie bei einer Sommerlinde, eher starr, „wachsig“ wie beim Weißdorn, oder zäh und gummiartig wie beim Breitwegerich.
Online ist diese Art der Vermittlung eine wahre Herausforderung, aber mit Fotos und genauen Beschreibungen und innerhalb der Saison eine gewisse Regelmäßigkeit in der Wiederholung der saisonalen Pflanzen sehe ich als essenziell in den Vorträgen an und macht die Genusskultur Manufaktur besonders.

Du hast ja einen sehr sicheren Job verlassen um die Genusskultur zu starten. Wieviel Mut war dafür notwendig? Schon ein Stückerl Mut, aber mit dem Zuspruch und der Unterstützung von ganz vielen lieben Menschen und in Erinnerung an meine Uroma, mit der ich gemeinsam mit meiner lieben Mutter zusammenwohnte, – sie sagte jeden Tag: „Ich fürcht´ mich vor nichts.“ Danke Urli, an der Stelle! – damit geht das schon, ganz gut.

Lebe wild! Wie geht wild leben?

Haha, gute Frage. Dem Herz nachgehen und den Verstand (nicht) ganz ausschalten. Mit Wildpflanzen leben.

Was sind so die Fragen die dir im Zusammenhang mit Wildkräutern gestellt werden?

Kann man Gänseblümchen und Löwenzahn kombinieren? Ist der Löwenzahn eh nicht giftig, wegen dem Milchsaft? Sind das nicht alles Unkräuter? Wo kann ich mich zur Kräuterpädagogin ausbilden lassen? Wo findet der nächste Termin statt? Und viel mehr… Im Rahmen meiner Tätigkeit habe ich auch bemerkt, dass es Menschen gibt, die unsicher sind und gerne bei der Hand genommen werden wollen. Oder z.B. einfach mal den Bärlauch in die Hand gedrückt bekommen wollen, um auch einmal ein Blattl mit allen Sinnen zu erforschen. Das ist das Schöne an meiner Tätigkeit, auch ein bisserl begleiten zu dürfen, Ängste zu nehmen und die Leidenschaft zu erwecken.

Du beobachtest die Entwicklungen rund um Nachhaltigkeit ja sehr genau. Wo stehen wir da jetzt?

Wow, große Frage. Ich glaube, wir sind an einem Wendepunkt angekommen. Nicht nur wegen der Pandemie, sondern auch ganz allgemein. Wenn Menschen anfangen, keine Plastiksackerl mehr zu verwenden und das auch kommunizieren und sich gut damit fühlen dann heißt das wirklich etwas. Jetzt muss ich nochmals meine Oma erwähnen, sie zählt auch zu diesen Menschen. Da ist ein Umdenken in Gange, auch bei reiferen Generationen. Viele Leute haben auch immer mehr den Drang, sich selber zu versorgen. Es entstehen Selbstversorgergärten mit Beetvermietung, wie zum Beispiel im Tante Emma Garten in St. Georgen. Aber auch essbare Wildpflanzenparks in Deutschland und gärtnern am Balkon liegen immer mehr im Trend. Das große Ganze kann man nicht erfassen, das kann keiner. Aber jeder kann in seinem Bereich zur Nachhaltigkeit beitragen. Auch im Raum Wien wird verstärkt nach Kräuterwanderungen nachgefragt, via Villa Natura durch Dr. scient. med. Patricia Purker gibt es hier bereits tolle Angebote.

Wer ist da eigentlich besonders gefordert. Die Politik, Wissenschaft, Unternehmer, Konsument ….?

Ich denke jeder ist gefordert, als Individuum im Rahmen seiner Möglichkeiten.

Was kann jeder sofort tun?

Sich mit der Natur beschäftigen – hobbymäßig oder beruflich oder beides.

Pflanzen vermehren – Stecklinge zum Beispiel selber ziehen oder mit der lieben Nachbarin Pflanzen zu tauschen,

Einen Baum pflanzen – das geht immer und überall, selbst auch in einer Wohnung oder am Balkon.

Was macht Dich persönlich aus?

Ich bin ein Naturell. Stimmungshoch und stimmungstief wie das Wetter. Versuche stets meine Mitte zu finden, es wird besser.

Was würde der Welt abgehen, wenn es Dich nicht geben würde?

Oh diese Frage rührt mich ehrlich gesagt zu Tränen. Manche Menschen würden sagen Sonnenschein, manche meinen, ich bringe Leben ins Haus. Schwung?

Wie startest Du in den Tag? Gibt es „Rituale“ die Du umsetzt?

Ja tatsächlich. Jeden Tag nach dem Aufstehen mache ich das Fenster auf, manchmal auch einen Morgenspaziergang oder Morgenlauf. Und ich brauche ein Frühstück. Ein Tag ohne Frühstück ist ein verlorener Tag. Zumindest brauch´ ich einen Kaffee oder ein Stück Obst.

Was braucht ein Tag, um perfekt zu sein?

Gaaaaanz wichtig Frühstück, Morgenlauf, gutes Essen, gute tiefe Gespräche, kein Smalltalk, keine Telefonate, ein Lächeln, Umarmungen und viel Sonnenschein in der Natur – ja das ist ein perfekter Tag für mich.

Wen sollten wir noch für „way to passion“ interviewen?

Da fällt mir meine Nachbarin Luzia Wibiral ein. Sie war zwölf Jahre lang Geschäftsführerin der Kindernothilfe Österreich und konnte in dieser Zeit die Spendeneinnahmen von 200.000 Euro im Jahr 2002 auf 2,6 Mio. Euro steigern. Sie hat ferne Länder bereist, um Familien in Not persönlich zu treffen und ihre Bedürfnisse besser zu verstehen, zahlreiche Veranstaltungen organisiert und moderiert, Kampagnen und Onlineauftritte entwickelt, hat in ihrer beruflichen Laufbahn im Volksgarten, in Schönbrunn, beim Schloss Belvedere und anderen bekannten Gärten in Wien an Vergissmeinnicht-Pflanzaktionen teilgenommen und vieles mehr….
Aktuell engagiert sie sich, kurz vor ihrer Pension beim Verein Tralalobe für geflüchtete Menschen in Österreich. Sie hat ihre Passion nie aufgegeben, jenen zu helfen, die es am Nötigsten haben. Eine sehr inspirierende Frau!

Zu guter Letzt: Kurze Fragen – kurze Antworten!

Zick-Zack Lebenslauf oder geradlinige Karriere?
Was dazwischen, eher Zick Zack, sonst hätt ich schon statt meinem Studium die Kräuterpädagogik gemacht, aber oft braucht es mehrere Puzzleteile.

Arbeiten bedeutet für mich …
… leben.

Leidenschaftlich gerne …
… bin ich draußen.

Lieblingsort zum konzentrierten Arbeiten?
Mein Büro, dass sehr minimalistisch eingerichtet ist, weniger ist mehr, mehr Platz und Raum für Ideen, aber es darf auch mal der Donaustrand sein.

Auf meinem Smartphone Home Screen ist zu sehen …?
Puh muss ich gerade selber nachschauen, Moment – meist hab ich Sprüche drauf – aber aktuell ein Foto von mir in einer Korbschaukel, vom Urlaub mit meiner lieben Mama.

Um abends abzuschalten …
Kerzenschein, sanfte Musik und Windstille, am Balkon.