Mit dem erst vor kurzem beschlossenen Crowdfunding Gesetz wurde ein wichtiger Meilenstein zur Förderung und Finanzierung von Start Ups in Österreich gesetzt. Wie das jetzt genau funktioniert, für wen dieses Gesetz maßgeschneidert ist und wie damit die österreichische Start Up Szene beflügelt werden soll, über das alles und noch mehr haben wir mit Daniel Horak von CONDA gesprochen.

Ganz allgemein, was ist unter Crowdfunding zu verstehen und wo liegt die Unterscheidung zu Crowdinvesting?

Beim Crowdfunding (auch Schwarmfinanzierung genannt) wird in der Regel ein Projekt mit einem sozialen Hintergrund oder eine spannende Produktidee unterstützt, welches ohne die „Crowd“ vermutlich nicht umgesetzt werden könnte. Die Gegenleistungen beim Crowdfunding sind nicht-monetärer Art, wie zum Beispiel Einladungen zu exklusiven Events, ein Exemplar des crowdfinanzierten Produkts oder ein simples Dankeschön.
Auch beim Crowdinvesting ist ein Teil der Motivation die Unterstützung einer guten Idee. Im Vordergrund steht hier allerdings der finanzielle Aspekt: Jeder Investor erwirbt durch seinen Beitrag einen Anteil am Unternehmen (oder ähnliches) und ist somit gewinn- und – mit höchstens der Gesamthöhe seines individuellen Investments – auch verlustbeteiligt. Salopp gesagt: Beim Crowdfunding wird gespendet, beim Crowdinvesting investiert.

 

Warum überhaupt dieses Gesetz, reicht nicht der normale Weg zur Bank?

Das Tolle an Crowdinvesting ist, dass jeder investieren kann. Gerade in Zeiten, wo Banken sich mit Vergaben von Krediten eher zurückhalten, sind Investments von Privatanlegern eine gute Ergänzung bzw. Alterantive. Crowdinvesting hat aber neben dem Einsammeln von Kapital noch viele weitere Vorteile im Gegensatz zu Banken. Die Investoren sind gleichzeitig auch meine ersten Kunden und da sie am Erfolg des Unternehmens interessiert sind, agieren sie quasi als Botschafter. Bei CONDA können Investoren auch in direkten Kontakt mit den Unternehmen treten und so wertvolles Feedback geben.

Mit dem neuen Gesetz hat man einen guten Kompromiss zwischen den Erwartungen der Unternehmen und der Konsumenten getroffen. Ein voller Kapitalmarktprospekt ist erst ab einem Emissionsvolumen von fünf Millionen Euro erforderlich, bisher lag die Grenze bei 250.000 Euro. Zwischen 1,5 Millionen und fünf Millionen Euro ist nur noch ein vereinfachter Prospekt zu erstellen. Das entlastet die Start Ups, da gerade für junge Unternehmen die Erstellung eines Prospektes sehr kosten- und zeitaufwendig ist. Es schafft darüber hinaus auch die Möglichkeit für KMUs sich über die Crowd zu finanzieren. Das Rücktrittsrecht für Anleger beträgt wie im Konsumentenschutzgesetz zwei Wochen. Das ist wichtig, um eine vertrauensvolle Basis zu bilden.

 

Es wird auch gern davon gesprochen, dass damit die Gründerszene in Österreich beflügelt wird. Wie schaut da deine Einschätzung aus?

Das neue Gesetz treibt die Szene mit Sicherheit an. Der Zugang zu Kapital wird für Start Ups ganz einfach interessanter und Österreich wird als Standort für junge Unternehmen attraktiver. Man sieht es ja gut am Beispiel CONDA – wir haben seit unserem Start im März 2013 bereits 29 Unternehmen erfolgreich finanziert und viele weitere stehen in den Startlöchern. In Deutschland wurde ja dieses Jahr mit dem Kleinanlegerschutzgesetz auch ein ähnliches Gesetz verabschiedet.

 

Für wen bzw. welches Business ist Crowdfunding der richtige Weg?

Wir merken generell, dass B2C in der Regel erfolgreicher ist. Privatanleger investieren lieber in etwas, von dem sie sich selbst überzeugen können und/ oder zu dem sie eine emotionale Bindung aufbauen können. Das geht bei B2B nur schwer. Bei CONDA sammeln Unternehmen, die Konsumgüter anbieten, das meiste Kapital ein. Wir sehen aber an tollen Technologien, wie etwa dem Autonomen Traktor, dass auch B2B Produkte sich sehr wohl per Crowd finanzieren lassen. Darüber hinaus verstehen wir uns bei CONDA als Finanzierungsplattform, das heißt wir unterstützen Unternehmen auch dabei, über andere Finanzierungsquellen wie Business Angels oder Industrieunternehmen an Finanzierung zu gelangen.

 

Erleben wir einen „neuen“ Gründerboom oder werden bestehende Organisationen bzw. Unternehmen unterstützt?

Ich denke der aktuell – speziell durch Medien und Politik – gehypte Gründerboom ist differenziert zu betrachten. In Summe bin ich schon der Meinung, dass die Startup-Szene wächst und es hier in Österreich positive Entwicklungen gibt, aber ein Hype bringt halt auch viele Trittbrettfahrer und „Möchtegerns“ mit sich, d.h. man muss schon darauf wertlegen, dass die Gründungsintention dir richtige ist – denn das schnelle Geld sollte nicht der Beweggrund zur Unternehmensgründung sein. Darüber hinaus gibt es – gerade im Vergleich zu echten Startup-Hotspots sicher noch viel zu tun. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir uns mit vielen kleinen Schritten in die gesamt richtige Richtung bewegen.

 

Gibt es aus deiner Sicht Start Ups die als Vorbilder für diese Art der Finanzierung gelten?

Das erfolgreichste Projekt auf unserer Plattform war und ist derzeit Kaahée. Keine andere Crowdinvesting- oder Crowdfunding Kampagne hat bisher in Österreich in so kurzer Zeit den (damaligen) Maximalbetrag von 249.900 Euro erreicht. In nur 12 Tagen haben sich 300 Investoren über Conda an der Unternehmens-idee von Gründer Julian Juan beteiligt. Bei der Kampagne hat so gut wie alles gepasst: ein eindeutiger USP, eine stimmige und dynamische Kommunikation nach außen, sie haben sich quasi selbst einen Markt geschaffen – denn ich kenne keinen Anti-Hangover Drink, der eine derartige Marketingkampagne um sein Getränk aufgezogen hat. Außerdem hatten sie durch die Show „2 Minuten 2 Millionen“ bereits eine extreme Bekanntheit.

Aber alle unsere Projekte haben ihren eigenen Charme und es geschafft „ihre“ Crowd zu erreichen und nachhaltig für sich zu nutzen – unterschiedliche Branchen, Lebensphasen und Gründerteams zeigen, wie breit Crowdinvesting anwendbar ist.

 

Worauf ist zu achten, wenn man sich für diese Variante der Finanzierung entscheidet?

Man muss bereit sein, transparent zu sein. Im Rahmen einer Crowdinvesting-Kampagne werden unter anderem wichtige unternehmerische Informationen wie der Businessplan und das Geschäftsmodell öffentlich zugänglich gemacht. Damit muss man einverstanden sein. Für Unternehmen, bei denen Geheimhaltung ein entscheidender Wettbewerbsfaktor ist, ist Crowdinvesting möglicherweise nicht das ideale Finanzierungsinstrument.

Außerdem sollte das Geschäftsmodell bereits bewiesen haben, dass es markttauglich ist („Proof of Concept“). Erste Kunden und gute Kennzahlen sind wichtige Punkte, um Leute zum Investieren zu motivieren. Denn jeder investiert lieber in Vorhaben, die bereits handfestes vorweisen können und nicht bloß eine Idee existiert. Weitere Faktoren die unentbehrlich sind: ein USP (Alleinstellungsmerkmal) und ein Markt, der gerade erst entsteht oder nicht zu umkämpft ist.

Bei der Präsentation an die „Crowd“ empfehle ich: K.I.S.S. – Keep It Short and Simple! Man möchte mit seinem Vorhaben eine breite Masse ansprechen, daher sollte man auf „Fach-Chinesisch“ und einen zu hohen Detaillierungsgrad verzichten.

Darüber hinaus muss jedem bewusst sein, dass sich Geld nicht von alleine sammelt und dass hier auch ein entsprechendes Engagement durch die Gründer bzw. das Unternehmen von Nöten ist – wir können hier nur Vermittler und Multiplikator sein. Am Ende des Tages hängt es ganz stark vom Unternehmen selbst und einer guten Planung ab.

Wichtig ist auch zu sagen, dass eine Kampagne nicht nach Abschluss der Finanzierung zu Ende ist, denn ich muss auch meine Investoren am Laufenden halten. Das tolle daran ist, dass ich „meine“ Crowd natürlich als Multiplikatoren, Botschafter, Produkttester und vieles mehr nutzen kann.

 

Im neuen Gesetz wird ja auch auf die Bedeutung von Internetplattformen verwiesen. Warum ist das so wichtig?

Ich denke dass wir als Plattform für Unternehmen und Investoren einen Mehrwert bieten. Denn auf der einen Seiten schaffen wir durch unsere große Community natürlich eine gute Basis für eine erfolgreiche Finanzierung, durch Events und aktive PR unterstützen wir die Projekte bei den Kampagnen. Für Investoren schaffen wir als Plattform eine gewisse Vorselektion und Transparenz – darüber hinaus vereinfachen wir den Prozess der Investition und die Verwaltung der getätigten Investitionen. Und natürlich stehen wir auch nach der Finanzierung den Unternehmen und Investoren mit Rat und Tat zur Verfügung – das beginnt mit unserem Netzwerk, Mentoren und ergänzenden Unterstützungsleistungen.

 

Was würdest du Start Ups generell in Sachen Finanzierung raten?

Wichtig ist aus meiner Sicht, die ehrliche Planung des eigenen Finanzbedarfs und die Nutzung eines Kapitalmix – d.h. man sollte als Unternehmen nie nur auf eine Quelle setzen. Wir sehen hier gerade im Zusammenspiel Business Angels und Crowdinvesting eine enorme Win-Win-Situation. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Finanzierung in Phasen betrachtet wird – nur weil ich in den nächsten fünf Jahren vielleicht drei Millionen Euro benötige, heisst dass nicht, dass ich diese Summe heute schon brauche.
Wichtig, und das sollte nicht vergessen werden, ist aber aus meiner Sicht, der Punkt dass die beste Finanzierung immer noch die ist, das eigene Produkt zu verkaufen. Unternehmen sollten also nicht von einer zur nächsten Finanzierungsrunde laufen, sondern sich darauf fokussieren Umsätze zu generieren. Das ist dann auch im Gespräch mit einem Investor das beste Argumente bzw. die schlagkräftigste Referenz.

 

Neben der Finanzierung, was braucht es deiner Meinung noch an Initiativen um aus Österreich ein „Gründerland“ zu machen?

Wie erwähnt, denke ich dass wir uns in einer gewissen Hype-Phase befinden – das ist per se nichts schlechtes, denn es schafft Aufmerksamkeit und eine gewisse Dynamik. Schlussendlich geht es aber darum ein nachhaltiges Ökosystem aufzubauen und hierzu gehören viele verschiedene Faktoren. Das fängt an bei der weiteren Reduktion von bürokratischen Hürden, bei der Entlastung von Gründern gerade bei den ersten Mitarbeitern (Stichwort Lohnnebenkosten), der Schaffung eines nachhaltigen und wirkungsorientierten Förderwesen aber auch von vielen weiteren Erfolgsgeschichten wie Runtastic.

Für mich muss das zukünftig Motto der Szene sein: „Weniger quatschen, mehr machen“ – d.h. für mich Startups sollten sich auf den Markt, die Kunden und ihre Traktion fokussieren und nicht auf die Jagd nach Investoren und den nächsten Startup-Award.

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