Magnus Fischer ist in Bayern geboren und nicht unweit der Grenze zu Österreich aufgewachsen. So zog es ihn nach dem Fachabitur an die Fachhochschule Salzburg, wo er 2009 das Bachelor- und 2012 das Masterstudium im Studiengang Design und Produktmanagement abschloss. Nach dieser Zeit am ländlich gelegenen Studienort des FH Campus Kuchl, die von einem Praktikum in Hamburg und einem Auslandssemester in Halmstad (Schweden) unterbrochen wurde, ging er mit seiner heutigen Frau für 6 Jahre nach Hamburg. Dort arbeitete er als angestellter Designer und Markenentwickler sowohl für große international agierende Konsumgütermarken als auch für regionale bäuerliche Initiativen aus dem Hamburger Umland. Zudem befasste er sich in experimentellen Projekten mit der Rolle des Designs in einem zirkulären Wertschöpfungssystem (Circular Economy). Seit 2017 ist er externer Lehrbeauftragter an der FH Salzburg. Im April 2018 kehrte er nach Salzburg zurück, wo er als selbstständiger Designer und Markenentwickler lebt und arbeitet. Im Juni 2019 übernahm er die Organisation des „Biolebensmittelcamp“ einer Diskussions- und Netzwerkplattform im Barcamp-Format für Akteure aus der Biolebensmittelbranche. Magnus ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Das „Biolebensmittelcamp“ ist eine Diskussions- & Netzwerkplattform für die Biolebensmittel-Branche. Die Veranstaltungsreihe im Barcamp-Format findet seit 2017 jährlich an unterschiedlichen Veranstaltungsorten im deutschsprachigen Raum statt. Eingeladen sind Vertreter*innen der Biolebensmittelbranche, die sich in familiärer Atmosphäre zu einem Ideenaustausch auf Augenhöhe begegnen. Ganz selbstverständlich treffen hier Bio-Pioniere der ersten Stunde und Branchenneulinge aufeinander. Wissenschaft trifft Wirtschaft. Digital trifft Handwerk. Willkommen sind Teilnehmer*innen aus allen Bereichen und Disziplinen der Wertschöpfungskette.

Wie ist es dazu gekommen, dass du jetzt das Biolebensmittelcamp veranstaltest?

Zum Biolebensmittelcamp bin ich gekommen wie die „Jungfrau zum Kind“. Bei der dritten Ausgabe in 2019 war ich selbst als Teilnehmer dabei und von dem Format sofort begeistert. Kurz darauf ist bei Wolfgang, dem Initiator und bisherigen Veranstalter, die Entscheidung gereift, dass er das Format selbst nicht weiterführen möchte. Wir hatten beide das Gefühl, dass ich zum Camp und das Camp zu mir passt. Und so habe ich mich auf das Wagnis eingelassen.

@Jasmin Walter

Warum gerade dieses Projekt?

Es war das gleichzeitige Zusammentreffen der Bereitschaft von Wolfgang die Veranstaltung in andere Hände zu geben und mein Wunsch noch stärker als bisher in der Biolebensmittelbranche wirken zu wollen. Beides kam auf glückliche Weise zusammen.

Du kommst ja sehr stark aus der Design / Kommunikationsdesign Ecke. Wie passt das mit Biolebensmittel zusammen?

Das stimmt. Ich sehe mich selbst auch weiterhin vor allem als Designer und Markenentwickler. Das Biolebensmittelcamp nun selbst zu veranstalten ist im Moment vor allem ein großes Investment gemessen in Geld und Zeit. Trotzdem zahlt es sich für mich jeden Tag mehr aus, dass ich mich auf dieses Experiment eingelassen habe. Die Planung und Organisation der Veranstaltung erlaubt mir in einen regelmäßigen Austausch mit den prägenden Köpfen der Branche zu treten und wichtige Themen und Strömungen innerhalb der Branche unmittelbar aufzuspüren und zu reflektieren, ohne dass dafür gleich eine Beauftragung im klassischen Sinn vorliegen muss. Kurzum: Ich darf jeden Tag viel Neues lernen.

Was treibt Dich an?

Als Designer und Markenentwickler bin ich nach wie vor fasziniert davon, dass ich die Wahrnehmung der Menschen ein Stück weit lenken und sie im besten Fall auch zu einer Handlung bewegen kann. Wenn ich ihre intrinsischen Motive erkenne, kann ich sie mit Designlösungen beantworten, die über das rationale und faktische hinausgehen. Das ist ein Privileg, das nicht viele Professionen für sich beanspruchen dürfen. Was mich antreibt, das BLC zu veranstalten ist die Chance viele interessante Persönlichkeiten in einen direkten Austausch miteinander zu bringen.

Was macht Dich persönlich aus?

Als Gestalter versuche ich immer Dienstleister zu sein und das zu liefern, was der jeweiligen Aufgabenstellung am besten entspricht. Ich übe mich deshalb in Empathie und will die Beweggründe aller Beteiligten verstehen, um auf dieser Basis Win-win-Situationen zu generieren. Deshalb betrachte ich mich selbst gerne als „Brückenbauer“, der versucht Gegenstände oder Menschen in emotionale Beziehung zueinander zu bringen.

Was waren die Eckpfeiler, die dazu geführt haben dich dorthin zu bringen wo Du jetzt bist?

Schon vor meiner Schulzeit war klar, dass eine potenzielle Karriere in den Naturwissenschaften weit außerhalb meiner Fähigkeiten liegt. In Kindheit und Jungend galt mein Interesse kreativen Prozessen und dem sozialen Zusammenleben der Menschen in meinem direkten Umfeld. Über Fachabitur und Studium habe ich anschließend eine Faszination für wirtschaftliche und politische Zusammenhänge entwickelt. Hinzu kam meine „Flucht“ vom ländlichen Raum ins urbane Hamburg, wo ich sechs Jahre lang wichtige berufliche Erfahrungen in einer lebenswerten und weltoffenen Stadt sammeln durfte. Die Summe all dessen war es wohl, die mich zu dem geführt hat, was ich heute tue.
Seit mehr als 10 Jahren ist zudem meine Frau der wichtigste Eckpfeiler für mich – gemeinsam mit unseren beiden Kindern.

Was gefällt Dir am Unternehmertum?

Die Art und Weise in der man produktiv sein kann. Nämlich selbstbestimmt und mit nichts anderem als dem eigenen Anspruch als ultimativem Bewertungsmaßstab. Außerdem die Freiheit und Flexibilität zu haben Dinge, und Prozesse schnell an eine dynamische Lebenssituation anpassen zu können.

Was würde der Welt abgehen, wenn es Dich nicht geben würde?

Ein liebender Ehemann und Vater.

Was sind so Deine schönsten Geschichten bzw. Erlebnisse die Du bei Deiner Arbeit erlebt hast?

Für mich ist immer der Moment am schönsten, wenn Kund*innen das erste Mal in einem Design- oder Markenentwicklungsprozess konkrete Antwortmöglichkeiten von mir zu sehen bekommen – für etwas, das sie vorher maximal als Frage ausdrücken konnten. Wenn ich es schaffe, dass sie plötzlich Potenziale in ihrer eigenen Marke erkennen, die ihnen vorher nie bewusst waren. Oder, wenn sie durch meine Arbeit nach vielen Jahren noch einmal etwas völlig Neues über sich und ihr Unternehmen erfahren, dann fühle ich mich und meine Arbeit bestätigt, als einen wertvollen Impuls für meine Auftraggeber.

Was macht Deine derzeitige Arbeit so spannend?

In Bezug auf das Biolebensmittelcamp vor allem die Tatsache, dass ich so ein Event zum ersten Mal organisiere. Außerdem – und das deckt sich mit meinem eigentlichen Job als Designer und Markenentwickler – ist es die Auseinandersetzung mit interessanten Menschen und immer neuen Themenstellungen. Oder das Eintauchen in Branchenbereiche, die mir bis dato verschlossen waren. Kurzum: Dass beinahe täglich Dinge zum ersten Mal passieren.

Wer sind Deine wichtigsten Unterstützer?

Früher meine Eltern, die mich als Kind sehr in meinen Talenten förderten und bald erkannten, dass klassische Berufs- oder Rollenbilder nicht meinem Wesen entsprechen.
Heute sind es vor allem meine Frau und meine beiden Kinder. Und jedes Mal aufs Neue die großartigen Menschen mit denen ich zusammenarbeiten darf.

Leidenschaft schafft Leiden. Ist da bei Dir auch so? Wenn ja, welche?

Zu leiden beginne ich immer, wenn mich etwas limitiert und sich meine Ideen nicht so umsetzen lassen, wie ich es als ideal empfinde. Zum Beispiel kann das der Fall sein, wenn technische Möglichkeiten fehlen, oder das veranschlagte Budget einfach nicht ausreicht, um den selbst gesetzten Anspruch zu erfüllen.
Mindestens genau so schmerzhaft sind die physischen Grenzen, die ich seit meiner Selbstständigkeit noch stärker zu spüren bekomme. Ein Tag hat nun mal nur 24 Stunden, und vor lauter Leidenschaft komplett auf Schlaf zu verzichten, geht eben nicht sonderlich lange gut.

Was sagen eigentlich Deine Freunde, Dein Umfeld, Deine Familien zu diesem Engagement?

Sie unterstützen mich wirklich großartig. Weil sie merken, dass ich aufgehe in dem, was ich tue. Und sie bauen mich immer wieder auf, wenn Dinge sich nicht so entwickeln, wie erhofft.

Wie startest Du in den Tag? Gibt es „Rituale“ die Du umsetzt?

Gemeinsam mit meiner Frau versuchen wir als Paar und Eltern unseren Alltag so zu strukturieren, dass niemand zu kurz kommt. Dabei reagieren wir immer wieder auf die sich verändernden Umstände. Weil ich fast ausschließlich von zu Hause aus arbeite, schaffen wir es im Normalfall morgens, mittags und abends gemeinsam zu Essen. Meine Rituale sind also vor allem durch die Kinder vorgegeben. Sie wecken mich morgens auf und sie bestimmen, wann ich abends noch einmal zurück an meinen Arbeitsplatz gehe. Für gewöhnlich versuche ich einen Tag in der Woche gar nicht zu arbeiten. Achja, und seit wir Kinder haben trinke ich keinen Kaffee mehr und nur höchst selten Alkohol. Das Ritual des Feierabendbiers gönne ich mir trotzdem von Zeit zu Zeit. Aber eben alkoholfrei.

Was braucht ein Tag, um perfekt zu sein?

Ein möglichst ausgewogenes Verhältnis zwischen Familie und Beruf. Wenn ich zudem auf ausreichend Schlaf komme und sogar noch ein wenig Sport treiben kann, dann bin ich mit dem Tag mehr als zufrieden.

Hast Du für unsere Leserinnen und Leser eine Buchempfehlung, einen Web Tipp, einen Tipp für einen inspirierenden Platz, …?

Ich würde an dieser Stelle gerne einen besonders inspirierenden Buchtipp abgeben. Über das Lesen von Headlines in Twitter Meldungen komme ich derzeit aber zeitbedingt kaum hinaus. Aktuell liegen nur zwei Bücher neben meinem Bett. Ein Buch über „gefühlsstarke“ Kinder und das Reklamehaft zum „Jedermann“, dass ich gerade noch einmal für ein berufliches Projekt lese. Eigentlich steckt in diesem historischen Stück eine sehr zeitlose Metapher auf die Angewohnheit von uns Menschen unser Verhalten immer erst dann nachhaltig zu verändern, wenn der Tod als letzte Instanz auf den Plan tritt und schon die Hand nach einem ausstreckt.

Viel inspirierender als Bücher finde ich aber ohnehin Orte und die Wahrnehmungen, die man dort macht. Das kann ein morgendlicher Blick vom Salzburger Mönchsberg auf die Altstadt sein. Oder eine Parkbank auf einem belebten Platz in einer fremden Stadt. Jeder Ort inspiriert anders.

Wen sollten wir noch für „way to passion“ interviewen?

Meinen früheren Professor Dominik Walcher. Ich gehörte sicherlich nicht zu den Besten Studierenden, die er bisher an der FH Salzburg im Bereich Marketing und Innovationsmanagement betreut hat. Trotzdem habe ich das große Glück, dass wir heute phasenweise als „Kollegen“ gemeinsame Vorlesungen und Workshops halten. Seine Schützlinge gehen ihm über alles und er ist einer der positivsten und begeisterungsfähigsten Menschen, die ich kenne. Und das, obwohl er vor Jahren einen sehr schweren Unfall hatte und sich erst stückweise wieder zurück ins Leben kämpfen musste.

Zu guter Letzt: Kurze Fragen – kurze Antworten!

Zick-Zack Lebenslauf oder geradlinige Karriere?
In meinem Fall: schnurgerade. Persönlich interessieren mich aber Biografien mit Brüchen viel mehr.

Arbeit bedeutet für mich ….
Seine Zeit in etwas zu stecken, das einem mehr Energie zurückgibt als es einem nimmt.

Leidenschaftlich gerne ……
Seit jeher: Fußball. Egal ob aktiv, oder als Zuschauer.

Lieblingsort zum konzentrierten Arbeiten?
In meinem Home-Office. Alleine, mit geschlossener Tür und der Gewissheit, dass die Familie gerade gut versorgt ist.

Auf meinem Smartphone Home Screen ist zu sehen …?
Die Uhrzeit und mein Logo. Und wenn man es entsperrt, die Apps nach Farben sortiert.

Um abends abzuschalten ….
Es ist jetzt 00:15 Uhr. Abschalten scheint nicht so meine Stärke zu sein;)

 

Headerbild @Jasmin Walter / Danke 🙂