Micha Beiglböck ist Jurist und hat darüber hinaus Philosophie in Graz und Mexiko studiert. 2014 hat er zusammen mit seinem Bruder Lukas die Plattform nahgenuss.at gegründet. Nahgenuss bringt Biobauern und Konsumenten online zusammen. Erst, wenn ein ganzes Tier verkauft ist, wird es geschlachtet. Die Kunden bekommen das küchenfertige Biofleischpaket nach Hause geliefert oder holen es am Hof ab. Seit dem Ausbruch von Corona vermarktet die Plattform nicht nur Biofleisch, sondern auch Weine von Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern aus Österreich.
Was bedeutet die Corona Krise für dich ganz persönlich?
Wie wahrscheinlich für alle Menschen: doch einiges an Einschränkung. Ich treffe meine Familie und Freunde sonst doch gerne persönlich. Am Notebook und im Internet hänge ich beruflich eigentlich schon genug herum. Zum Glück gefällt es mir aber Zuhause auch ganz gut und bin in den eigenen vier Wänden in bester Gesellschaft.
Inwieweit beeinflusst die Krise Deinen Job?
Zunächst einmal – und auch zum Glück muss man sagen – bin ich sehr gut mit Arbeit versorgt – im Gegensatz zu den Menschen, die gerade um ihre Existenz bangen. Wir helfen Landwirten in dieser für sie oft schwierigen Zeit ihr Einkommen zu sichern und verhelfen Kunden zu gutem Fleisch. Einige Absatzwege wie die Gastronomie und viele Bauernmärkte fallen weg; diese Lücke versuchen wir mit dem Online-Vertrieb der Bio-Produkte entgegen zu wirken. Unser grundsätzliches Geschäftsmodell wird in diesen Zeiten für viele zu einer Hilfestellung; das fällt in dieser Krise komischerweise zusammen.
Was vermisst Du gerade besonders?
Wie die meisten wahrscheinlich meine Familie und meine Freunde persönlich zu treffen. Ich gehe auch gerne ins Pub oder ins Gasthaus auf ein Bier – gerade im Frühling fehlt das Gastgartensitzen besonders.
Wie gestaltest Du Deinen Tag?
Ich kann mir seit meiner Zeit auf der Uni eigentlich selbst gut Struktur verschaffen. Ich stehe in der Früh auf, trinke einen Kaffee und mache mich sofort an die Arbeit. Zu Mittag koche ich oder meine Freundin (die zurzeit auch im Home Office ist). Dann mache ich eine kurze Pause und arbeite bis 18 oder 19 Uhr. Am Wochenende und am Abend versuche ich nicht zu arbeiten; dies gelingt oft.
Wie wird das Leben nach Corona für Dich ausschauen?
Schwer zu sagen. Ich denke viele Digitalisierungsprozesse werden jetzt etwas schneller gehen. Das betrifft dann natürlich auch meine Arbeit im Online-Handel. Aber grundsätzlich glaube ich nicht, dass sich vieles grundlegend ändert, habe aber die Hoffnung, dass sich auch manches zum Positiven wendet.
Welche Entwicklungen werden sich dadurch beschleunigen? In der Gesellschaft? In der Wirtschaft?
Es gab schon vor der Corona-Krise einen Trend zum Online-Handel, der nimmt sicher an Tempo auf. Vor 5 Jahren waren Fleischlieferungen per Post noch exotisch, heute ist das schon relativ normal. Ob wir als Bio-Branche davon profitieren, halte ich eher für eine gewagte These. Die Frage wird sein, ob breite Schichten genug zum Leben haben und ob es ausreichend soziale Sicherheit gibt. Dann werden die Leute auch gute, qualitätsvolle Lebensmittel kaufen (können). Auf globaler Ebene werden so manche irrsinnigen Lieferketten hoffentlich überdacht. Riesige Mengen an Futter-und Lebensmittel um die halbe Welt zu schiffen hat hoffentlich keine Zukunft.
Kannst Du anderen mit Deiner Expertise helfen?
Ja, wir haben uns schon vor der Krise sehr offen mit anderen UnternehmerInnen, die ähnliches machen, ausgetauscht. Da würde man im ersten Augenblick vermuten, dass wir eher in einer Konkurrenzsituation stehen würden. Letztlich profitiert von einem Miteinander aber jeder.
Ein persönlicher Tipp
Man bekommt nur selten die Möglichkeit seine Gewohnheiten zu überdenken. Durch die Corona- Krise sind wir gezwungen Dinge anders zu machen. Vielleicht können wir das Neue-Positive auch in die Nach-Krisen-Zeit mitnehmen.